Darm mit Charme:
Alles
über ein unterschätztes Organ
Taschenbuch
ISBN-10: 3550080417

Klappentext
Unser Darm ist ein fabelhaftes Wesen voller Sensibilität, Verantwortung
und Leistungsbereitschaft. Wenn man ihn gut behandelt, bedankt er sich
dafür. Das tut jedem gut: Der Darm trainiert zwei Drittel unseres
Immunsystems. Aus Brötchen oder Tofu-Wurst beschafft er unserem Körper
die Energie zum Leben. Und er hat das größte Nervensystem nach dem
Gehirn. Allergien, unser Gewicht und eben auch unsere Gefühlswelt sind
eng mit unserm Bauch verknüpft. In diesem Buch erklärt die junge
Wissenschaftlerin Giulia Enders in charmantem Ton, was die medizinische
Forschung Neues bietet und wie wir mit diesem Wissen unseren Alltag
besser machen können.
Buchrückseite
Ausgerechnet der Darm!
Das schwarze Schaf unter den Organen, das einem doch bisher eher
unangenehm war. Aber dieses Image wird sich ändern. Übergewicht,
Depressionen und Allergien hängen mit einem gestörten Gleichgewicht der
Darmflora zusammen. Das heißt umgekehrt: Wenn wir uns in unserem Körper
wohl fühlen, länger leben und glücklicher werden wollen, müssen wir
unseren Darm pflegen. Das legen die neuesten Forschungen nahe. In diesem
Buch erklärt die junge Wissenschaftlerin Giulia Enders vergnüglich,
welch ein hochkomplexes und wunderbares Organ der Darm ist. Er ist der
Schlüssel zu Körper und Geist und eröffnet uns einen ganz neuen Blick
durch die Hintertür.
Rezessionen
Dieses Buch hat mein Leben
verändert! Ich bin stark Laktose Intolerant (Ja, die Menschen gibt es
wirklich und ist bei mir keine Modeerscheinung) und mein Leben war echt
etwas peinlich an manchen Stellen. Dieses Buch hat mir wirklich viele
Fakten und Tatsachen erläutert und trägt mit dem Verständnis für den
GESAMTEN Verdauungstrakt einfach zu mehr Verständnis und Wohlbefinden
bei.
Fazit: Ich werde es noch öfters lesen - aber ggf. den langatmigen
Mittelteil auslassen ;)
Liebe Leser, es wird Zeit,
dass wir uns mit dem Eingemachten beschäftigen. Schnallen Sie Ihre
Hosenträger enger, geben Sie der Brille den letzten Stups hoch auf die
Nase, und trinken Sie einen gewagten Schluck Tee! Mit sicherem Abstand
nähern wir uns einem mysteriösen Häufchen." So leitet Giulia Enders ein
besonders "anrüchiges" Kapitel über das Endprodukt einer der drei
Schläuche in unserem Körper ein. Zwei davon (Gehirn und Blutkreislauf)
stehen im allseits anerkannten Ruf, "Meisterwerke" zu sein. Nummer 3
dagegen winkt ganz zag- und schamhaft aus dem Inneren. Die nötige
Anerkennung wird ihm zumeist verweigert. Denn von diesem "Mann ohne
Eigenschaften" glauben die meisten, dass er höchstens mal aufs Klo geht,
ansonsten offensichtlich nur "lässig im Bauch rumhängt" und nur ab und
an durch eher unsittliche Töne sowie müffelnde Ein-... äh... Auswürfe
auf sich aufmerksam macht. Die Rede ist von unserem wohl größtenteils
stark unterschätzten Darm.
"Stimmt es, dass wir alle falsch auf dem Klo sitzen? Wie kann man
leichter rülpsen? Wieso können wir aus Steak, Apfel oder Bratkartoffeln
Energie machen, während ein Auto nur bestimmte Sorten Benzin verträgt?
Wozu gibt es den Blinddarm, und warum hat Kot immer die gleiche Farbe?",
sind nur einige Fragen, die Giulia Enders mit wahrhaft viel Charme,
immer einer Prise Humor, fundiert und höchst anschaulich beantwortet.
Die junge Wissenschaftlerin, die ihr erstes Staatsexamen in Medizin
bestanden hat und derzeit für ihre Doktorarbeit am Institut für
Mikrobiologie in Frankfurt am Main forscht, beginnt ihre Exkursion durch
den dunklen Verdauungsschlauch zunächst an seiner Pforte, der
Eingangshalle "zu einer Welt, in der Fremdes zu Eigenem wird". Vom Mund
aus schlittert sie speichelumhüllt in die Speiseröhre, tastet sich über
Magen, den sich "orientierungslos herumschlängelnden Dünnen" und seinem
gemütlichen "Kumpel" namens Dickdarm, langsam bis ganz nach unten und
flutsch wieder heraus. Zuweilen zoomt sie dabei ganz nah ans
mikrobisch-bakterielle Geschehen heran und vermittelt somit eine
unglaublich immense Fülle an Hochinteressantem und mitunter schier
Erstaunlichem. So begegnen dem Leser diverse Süßigkeitsverstecke,
hochgehandelte Lebensversicherungspolicen in Form von Bauchspeck oder
ein filigranes Rülps- und Pupsballett. Giulia Enders veranstaltet eine
ölige Rutschpartie auf der "glatten Muskulatur", lädt zu einer
Tortenverfolgungsjagd ein, setzt sich mit der Entstehung von Allergien,
Unverträglichkeiten und Intoleranzen, dem Nutzen oder Schaden von
Antibiotika auseinander und erklärt Blutgruppenunverträglichkeit. Zudem
räumt die Autorin mit "Angsthygiene" auf und zeigt, dass das menschliche
Besiedlungsprogramm der Mikroben auch ganz ohne EU-Fördermittel
unkompliziert und erfolgreich einsetzt.
Entstanden ist ein herrlich unkompliziertes und äußerst verständliches
Werk, das dem interessierten Leser eine Fülle wissenschaftlicher
Erkenntnisse und Hypothesen lebendig darlegt. Giulia Enders gelingt es
auf geradezu faszinierend simple Art, hochkomplexe Vorgänge wie die
Arbeit der Enzyme sowie viele weitere Thematiken von der
Nahrungsaufnahme bis zur Verdauung geradezu spielerisch darzulegen. Eine
besondere Aufwertung erfährt der Text obendrein durch die witzigen und
außerordentlich aussagekräftigen Illustrationen der Schwester der
Autorin. Jill Enders Abbildungen beleben das Buch enorm und ziehen
dessen Thematik zusätzlich aus der "Schmuddel-Ecke". Ihre Bakterien
fliegen gelegentlich als Batmans durch die Darmflora oder tappern als
zottlige Greise durch "das bakterielle Woodstock" unseres Körpers. Die
Designstudentin lässt Immunzellen als mittelalterliche Recken gegen
fiese Eindringlinge kämpfen, verpflichtet ihre Mikroben flugs zum Tragen
von Basecaps oder setzt diverse lustige Gesellen als Türsteher vor
unterschiedlichste Öffnungen, damit sie für sichere "Personenkontrollen"
sorgen.
Letztendlich schlägt man dieses überaus lesenswerte, charmante und
hochinteressante Buch mit einem ganz und gar "umgestülpten" Bauchgefühl
sowie einer keineswegs mehr schamhaft belasteten Feststellung zu, dass
unserem Darm wohl eine immens wichtige Rolle bei der Gestaltung des
persönlichen Wohlbefindens zukommt und deren Bedeutung dem unseres
"edlen" Gehirns keineswegs nachsteht. Denn jener "befindet sich mitten
im Getümmel. Er kennt alle Moleküle aus unserem letzten Essen, fängt
herumschwirrende Hormone neugierig im Blut ab, fragt die Immunzellen
nach ihrem Tag oder lauscht andächtig dem Surren der Darmbakterien. Er
kann dem Gehirn Dinge über uns erzählen, von denen es sonst niemals eine
Ahnung hätte." Unser Darm "ist eine riesige Matrix - er empfindet unser
Innenleben und arbeitet im Unterbewusstsein." Vielleicht, so hinterfragt
man nicht zu Unrecht, vielleicht liegt unser Ich viel tiefer als wir
vermuten.
Fazit: "Wir haben riesige Maschinen gebaut und sind zum Mond geflogen.
Wer heute neue Kontinente und Völker entdecken will, muss die kleine
Welt erkunden, die sich in uns selbst befindet. Unser Darm ist dabei der
faszinierendste Kontinent. Nirgendwo leben so viele Spezies und Familien
wie hier.", schreibt die Autorin. Danke Giulia Enders, für diese
charmant-erhellende "Darmspiegelung" und die bestätigt gefundene
Anschauung, dass der "ruhige Buchleser (...) in Sachen Verdauung
erfolgreicher als ein angespannter Topmanager" ist.